Wohntürme Friends in München
Maßgeschneiderte Deckentischlösung für zackige Erker
München und Wohntürme, das ging lange nicht zusammen, denn die bayerische Landeshauptstadt zeigte sich alles andere als aufgeschlossen gegenüber Hochhäusern. Mittlerweile hat sich das geändert. In den letzten Jahren sind zahlreiche, auch hohe Neubauten errichtet worden. Darunter die beiden 53 Meter hohen Wohnhäuser Friends des ortsansässigen Büros Allmann Sattler Wappner. Sie bilden den markantesten Teil eines der größten Entwicklungsgebiete der Stadt auf ehemaligen Gewerbearealen und brachliegenden Gleisbetten zwischen den S-Bahnhöfen Hirschgarten und Pasing, dem Quartier am Hirschgarten. „Hier entsteht ein Stück Stadt“, sagt Ludwig Wappner. Das gesamte Areal ist als dichter und urbaner Stadtteil für insgesamt 3.400 Bewohner und fast ebenso viele Arbeitsplätze geplant.
Die Architekten gewannen 2008 den Wettbewerb; der Bebauungsplan legte die Volumina der Gebäude weitgehend fest. Nicht aber deren Gestaltung, und so gaben die Planer den 260 Wohnungen auf 15 Etagen ein zugleich strenges und auffälliges Kleid. Streng ist auf den ersten Blick das Fassadenaster, auffallend lockert es sich in den oberen Etagen, wo sich mit zunehmender Höhe immer mehr dreieckige Erker mit raumhohen Fenstern nach außen stülpen. Sie geben der Hülle eine charakteristische Struktur und den Wohnungen dahinter mehr Platz, Licht und Ausblick. Neun Wohnungstypen zwischen 45 und 145 Quadratmetern entstehen hier. Mit großen Küchen und Dachterrassen möchten Entwickler und Planer aktuellen Wohnbedürfnissen entgegenkommen, zu denen bspw. Treffpunkte für die Hausgemeinschaft gehören. Im Zusammenspiel mit den benachbarten Hotel- und Bürogebäuden bilden sich gemeinsam nutzbare Plätze und Übergangsräume.
Gerüste und Schalungen
In nur 12 Monaten Bauzeit wurden 40.000 Kubikmeter Beton und 5.700 Tonnen Baustahl verbaut. Dazu war eine Schalungs- und Gerüstlösung notwendig, die gleichermaßen Sicherheit und Effizienz garantierte. Für die scheinbar unregelmäßig angeordneten Erker stellten die Ingenieure eine maßgeschneiderte Deckentischlösung mit großflächigen, sechs Meter langen Randtischen zur Verfügung, die die Herstellung der abschnittsweise 1,20 Meter auskragenden Geschossdecken berücksichtigte. Der systemintegrierte, dreiteilige Seitenschutz sorgte für die Arbeitssicherheit am Deckenrand. Ein zusätzliches Fassadengerüst war nicht notwendig, denn der Seitenschutz sicherte die Absturzkanten der fertiggestellten Rohbaugeschosse.
Eine Rahmen- und die Säulenschalung garantierten kurze Bauzeiten für alle vertikalen Bauteile. Denn beim Schalen der Wände kam die einseitig bedienbare Ankertechnik ohne Distanzrohre und Konen aus und benötigte kein zusätzliches Personal auf der Gegenseite. Das System ermöglichte, die Schalung als komplette Einheit inklusive Richtstützen, Plattform und Leiteraufstieg zusammenhängend umzusetzen.
Bautafel
Architekten: Allmann, Sattler, Wappner, München
Projektbeteiligte: LBBW Immobiliengruppe (Projektentwicklung Wohntürme); Drees & Sommer, München (Projektsteuerung); Hochtief Building, München (Bauunternehmen); Peri, München (Projektbetreuung Schalungen); bwp Burgraf + Reiminger Beratenden Ingenieure, München (Tragwerksplanung); Stuttgart; UBM Development, München (Projektentwicklung Hotel); Office Center Hirschgarten, München (Projektentwicklung Bürogebäude)
Fertigstellung: Herbst 2016
Standort: Birketweg 5a, 80639 80639
Bildnachweis: Peri, Weißenhorn; Allmann Sattler Wappner Architekten, München; LBBW Immobilien, Stuttgart