Umweltbundesamt in Dessau
Absorptionskältemaschine und natürliche Querlüftung als Teil des Energiekonzeptes
Direkt neben dem historischen Wörlitzer Bahnhof, ist das Umweltbundesamt (UBA) auf dem Gelände des ehemaligen Gaswerkes im Norden der Stadt Dessau angesiedelt. Der alte Bahnhof ist Bestandteil des Dienstgebäudes.
Nach Plänen der Architekten Sauerbruch Hutton ist das UBA als lange viergeschossige, fließende „Büroschlange“ konzipiert, die sich zu einer langgestreckten Schlaufe ausformt. Die Längsseiten der Schlaufe sind mittels Querriegel verbunden. Um einen Eingangsbereich zu formen, wurde die Büroschlange zum offenen U weitergeführt. Der daraus entstehende, zur Straße hin geöffnete, Hof ist mit einem gefalteten Glasdach und einer Glasfassade geschlossen. Im Hof ist ein freistehender Hörsaal und im integrierten alten Fabrikgebäude der Gasgeräteherstellung eine Bibliothek eingerichtet. Der Eingang des Umweltbundesamtes bildet den Übergang zwischen geschlossenem Baukörper und Stadt und bleibt daher die Öffentlichkeit zugänglich.
Gebäudetechnik
Aufgrund der kompakten Formgebung lassen sich die
Energieverluste an die Umgebung reduzieren. Über die Atrien wird
sowohl ein passiver Solargewinn erreicht, als auch eine ausgewogene
Tagesbelichtung der angrenzenden Büroräume ermöglicht. Zielvorgabe
des Projektes war, mindestens 15% des Energieverbrauches mit
erneuerbaren Energien zu decken (erreicht wurden 9%, da die
Deponiegasanlage nicht gebaut wurde, Deponie wurde geschlossen),
sowie den Heizwärmeverbrauch deutlich unter 30
kWh/m²beh.NGFa zu bringen. Um dieses zu erreichen wurde
die Außenfassade aus hochwärmegedämmten, vorgefertigten
Holzelementen errichtet. Das Energiekonzept wurde in der
nachfolgend aufgeführten Kombination umgesetzt:
- Photovoltaikanlage (100kWp)
- Solargestützte Kälteerzeugung (Absorptionskälteanlage 50kW), Freie Kühlung
- Erdwärmetauscher (EWT)
- Fernwärme
- Tageslichtnutzung und Sonnenschutz
- Tageslichtabhängige Beleuchtung
- Lüftungskonzept
- Nachtauskühlung
Die Kälteleistung wird primär für die Umluftkühler im Serverraum (95%) sowie saisonal in der Druckerei, dem Hörsaal, der Pforte sowie den Schulungsräumen (zusammen 5%) verwendet, während die Büroräume keine künstliche Klimatisierung erhalten. Die Büroräume wurden mit speziellen, zweigeteilten Jalousien ausgerüstet (im Innenbereich innen-, im Außenbereich außenliegend, also vor der Wärmeschutzverglasung, gesichert durch eine weitere Vorsatzscheibe). Im herabgelassenen Zustand verschattet der untere Teil, während der obere Teil das Tageslicht an die Decke und in die Raumtiefe lenkt. Darüber hinaus werden die Büros mit vorgewärmter (unter 2°C Außentemperatur, Luft wird nach dem EWT auf erforderliche Temperatur erwärmt) oder gekühlter (über 25°C AT) Frischluft aus dem Erdwärmetauscher versorgt, wobei im überwiegenden Jahresanteil (zwischen15 und 25°C AT, Luft wird nicht weiter konditioniert) eine natürliche Raumlüftung über die Fenster angewendet werden soll. Die Abluftwärme wird im Winter über Wärmerückgewinnungsanlagen zurückgewonnen und im Sommer ins Atrium geleitet. Für die Druckerei, den Hörsaal und die Bibliothek wurden separate Raumlufttechnische Anlagen errichtet.
Um die kühlere Außenluft in freier Konvektion thermodynamisch über das wärmere Atrium durch das Sheddach abströmen zu lassen, sind im Erdgeschoß an sieben Stellen raumhohe Öffnungen im Hauptgebäude eingebaut worden. Man hofft so eine natürliche Querlüftung durch das Gebäude zu bewirken. Zur Intensivierung der Nachtauskühlung wurden die Unterdecken nicht abgehängt um eine größere Speichermasse zu erhalten, die zu einem ausgeglichenen Innenraumklima beiträgt. Jedes Außenbüro hat eine Nachtlüftungsklappe, die über eine Laibung, die als Lamelle gestaltet ist, mit der Außenluft verbunden ist.
Bautafel
Architekten: Sauerbruch Hutton Architekten, Berlin
Projektbeteiligte: Bovis Lend Lease, München (Projektsteuerung); Ingenieurbüro Zibell, Willner und Partner, Berlin/Dresden/Leipzig (Energieplanung und Simulation für Heizung, Raumluft und Tageslicht); Krebs & Kiefer, Berlin (Tragwerksplanung); Der Energiebeauftragte des Bundes Uwe Römmling IEMB, Berlin (Energetische Zielvorgaben, begleitende Forschung zum Energiekonzept)
Bauherr: Staatliches Bauamt Dessau; Umweltbundesamt Berlin
Fertigstellung: Mai 2005
Standort: Wörlitzer Platz 1, 06844 Dessau
Bildnachweis: Benedikt Hotze, Berlin; Yvonne Kavermann, Berlin; Volkhard Möcker vom UBA, Dessau
Baunetz Architekt*innen
Fachwissen zum Thema
Baunetz Wissen Gebäudetechnik sponsored by:
Stiebel Eltron | Kontakt 0 55 31 - 702 702 | www.stiebel-eltron.de