Umbau eines Wohn- und Geschäftshauses in Bonn

Dachheschossausbau und Verschiebung der Traufhöhe nach oben

Durch ein über die gesamte Hausbreite gehendes Fensterband bleibt die ursprüngliche Traufhöhe ablesbar
Dachstuhl
Empore

Die Bonner Innenstadt bietet trotz Kriegsschäden und Bausünden aus den 1970er Jahren eine Fülle denkmalgeschützter Bauten der Gründerzeit. Ein Beispiel in der Thomas-Mann-Straße 37 zeigt, dass auch mit dieser alten Bausubstanz zeitgemäße Bauprojekte realisierbar sind. Nach Plänen des Ingenieurs George Hoitz wurde ein Wohnhaus von 1856 umgebaut, saniert und erweitert.

Im Zuge des Umbaus entstand aus der 180 m² Fläche, die in den vergangenen Jahren als Räumlichkeiten einer Kanzlei genutzt wurde, mit über 840 m² das Viereinhalbfache der bisherigen Nutzfläche. Von der Straße aus lässt sich dieser Raumgewinn hinter der hellgrau gestrichenen Fassade kaum erahnen, möglich wurde er u.a. durch die optimale Ausnutzung des Dachraumes. Dazu wurde die Traufhöhe nach oben verschoben, sie orientiert sich nun an den Traufhöhen der Nachbarbebauung. Durch ein über die gesamte Hausbreite gehendes Fensterband bleibt dennoch die ursprüngliche Traufhöhe ablesbar und das Dach selbst setzt sich fast schwebend vom massiven Mauerwerk ab. Dahinter, im ehemaligen Speicher, konnte ein lichtdurchflutetes Studio mit einer Größe von ca. 75 m² realisiert werden. Mit einer Schiebewand aus Buchenholz lässt sich der großzügige Raum teilen. Eine betretbare Empore ergänzt den Raum.

Hinter dem Altbau entstand Richtung Florentiusgraben (einem tiefer gelegenen ehemaligen Altarm des Rheins) ein moderner weißer Anbau. Die Verbindung von Alt- und Neubau erfolgt über einen mit Einscheibensicherheitsglas überdachten Hof.

Durch das alte Haus führt eine aufgearbeitete Eichentreppe, die zunächst einige Probleme bereitete: Um die Umbaumaßnahmen verwirklichen zu können, musste diese mit Gurten um rund 20 cm angehoben und fixiert werden. Die Ursache für die Problematik lag bei einem Bombentreffer im 2. Weltkrieg in der Nachbarschaft, durch den das Haus abgesackt war. Umbau und Sanierung wurden außerdem dadurch erschwert, dass das vorhandene Dach aus zwei Dachstühlen inklusive alter Dachdeckung bestand, die erst zurückgebaut werden mussten.
 
Dach

Eine Besonderheit bei der Dachgeschossplanung lag in der Abstimmung von Dachstuhl und Innenausbau: Dachsparren, Dachflächenfenster und Heizkörper beziehen sich aufeinander. Die Sparreneinteilung orientiert sich am Nennmaß der Dachflächenfenster von 94 cm, auch die Breite der Heizkörper werden durch das Fenstermaß bestimmt.

Beim Dach handelt es sich um ein Sparrendach aus Brettschichtholz-Bindern mit einer Aufdachdämmung von 16 cm und einer Wärmeleitfähigkeit λ von 0,024. Als Dachdeckung kommen Dachziegel zum Einsatz.

Maße des Sparrendachs:

  • Sparren 10/24 und 10/26
  • Fußpfette 14/28
  • Mittelpfette 12/36
  • Pfosten 20/20
  • Firstpfette 10/30
  • Raster 1,02 m, Nennmaß Dachflächenfenster 94 cm

Bautafel

Planung: George Hoitz + Partner, Bonn
Projektbeteiligte: Hans-Peter Karstadt, Bornheim (Vermessung); Kühn Geoconsulting, Bonn (Gründung); Jakob Fech Garten- und Landschaftsbau, Königswinter (Landschaftsbau); Zimmerei Fech, Königswinter (Holzbau); Caius Gavril Dachdeckermeister, Königswinter (Dachdecker); S & B Gebäudetechnik, Alfter (Heizung + Sanitär); MMS Communication, Alfter (Elektroinstallation und Kommunikationstechnik)
Bauherren: Bodo Knobloch und Holger Burggräf, Bonn
Fertigstellung: 2012
Standort: Thomas-Mann-Straße 37, 53111 Bonn
Bildnachweis: Thomas Gramlich, Bonn; George Hoitz + Partner, Bonn (Schnitt)

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