Sozialer Wohnungsbau in Paris

Faltläden aus perforierten Aluminiumplatten

Wer in Paris eine Wohnung sucht, muss tief in die Tasche greifen, denn hier sprengen die Immobilienpreise seit Jahren alle Rekorde. Um dieser Entwicklung etwas entgegenzusetzen, fördert der französische Staat den Bau von Wohngebäuden für Personen mit kleinerem Geldbeutel. Zwei der Häuser entstanden nach einem Entwurf von RMDM Architekten an der Impasse Dupuy, einer schmalen Sackgasse im Herzen des 18. Pariser Arrondissement Buttes-Montmartre.

Dank der feinen Perforation lassen die Aluplatten auch in geschlossenem Zustand Tageslicht ins Gebäude hinein
Vor jeder Fensteröffnung sind die Fassadenelemente als Faltladen ausgebildet
Der Eingang in eines der beiden Häuser

Die beiden identisch ausgeführten Baukörper wurden auf zwei nur knapp 250 m² großen, annähernd quadratischen Grundstücken errichtet. Zwischen ihnen befindet sich ein fünfgeschossiges Bestandsgebäude, dessen fensterlose Giebelwände die jeweilige Grundstücksgrenze bilden. Im Gegensatz dazu sind die neuen Wohngebäude mit ihren drei Geschossen wesentlich niedriger ausgeführt. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal zur umgebenden Bebauung ist ihre Fassadenverkleidung aus Metallplatten in verschiedenen Grautönen.

In jedem Haus sind auf u-förmigem Grundriss fünf Wohnungen mit einer Gesamtfläche von 390 m² rund um einen kleinen Innenhof angeordnet. Dieser steht den Mietern der knapp 83 m² großen Vierzimmerwohnung im Erdgeschoss als privater Außenraum zur Verfügung. Außerdem gibt es auf dieser Etage einen Abstell- und einen Fahrradraum für alle Bewohner. Im ersten und zweiten Obergeschoss ist je eine 35 m² große Einzimmerwohnung und eine fast doppelt so große Dreizimmerwohnung untergebracht. Alle Wohnungen sind in schlichtem Weiß gestaltet und verfügen über einen Kellerraum im Untergeschoss, in dem sich außerdem der Haustechnikraum befindet.

Die Gebäude wurden in Massivbauweise errichtet und mit unterschiedlich großen Verbundplatten verkleidet, in deren Kern sich eine Wärmedämmung befindet. Ihre äußere Schicht besteht aus Aluminiumblechen in drei Graunuancen, die scheinbar willkürlich zusammengesetzt ein abwechslungsreiches Pixelmuster auf der Fassade entstehen lassen. Hinter einigen Platten verbergen sich die zum Teil raumhohen, grauen Aluminiumfenster mit Zweifachverglasung. Lediglich die zum Innenhof ausgerichteten Fassaden sind weiß verputzt. Beheizt werden beide Gebäude mit Gas. Solarthermieanlagen auf den Dächern dienen der Warmwasseraufbereitung.

Sonnenschutz
Vor den Fenstern sind die Aluminiumplatten nicht opak ausgeführt, sondern mit einer feinen Perforation versehen, sodass sie als transluzente Lochbleche vor Blendung, Sonne und unerwünschten Einblicken schützen. Je drei fast quadratische Bleche befinden sich vor einem raumhohen Fenster. Die oberen zwei bilden zusammen einen horizontalen Faltladen aus, der über mittig angebrachte Scharniere miteinander verbunden ist. Auf diese Weise lassen sich die Elemente je nach Wunsch des jeweiligen Bewohners manuell nach oben falten. Das untere Blech ist nicht beweglich und dient als Brüstungselement der Absturzsicherung.

Die Faltläden lassen sich in zwei Stufen arretieren: einmal im geschlossenen und einmal im komplett geöffneten Zustand. Eine seitliche Führung verhindert Bewegungen der einzelnen Elemente, wodurch beispielsweise lästiges Klappern bei starkem Wind vermieden wird. Bei Regen oder Schnee dient der hochgefaltete Sonnenschutz als eine Art Schutzdach. Da sich jeder Faltladen unabhängig von den anderen bewegen lässt, entsteht ein sich ständig wechselndes Fassadenbild. Im Gebäudeinneren schützen sie die Bewohner nicht nur vor übermäßiger Sonneneinstrahlung und Blendung, sondern lassen auch vielseitige Schattenspiele auf Wänden und Böden entstehen.

Bautafel

Architekten: RMDM Architectes, Saint Ouen
Projektbeteiligte: Alucobond, Singen (Aluminiumplatten); LGX Ingénierie, Vitry sur Seine (Planung Gebäudetechnik, Elektro und Sanitär)
Bauherr: Société immobilière d'économie mixte de la Ville de Paris
Fertigstellung: Februar 2012
Standort: Impasse Dupuy 5 und 9, Paris
Bildnachweis: Cécile Septet, Paris

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