Sonnensegel

Die zumeist als horizontal ausgerichtete Überkopfverschattung dienenden Sonnensegel eignen sich für die flexible Verschattung von Terrassen, Atrien, Innenhöfen oder anderen Freiflächen. Als spezielle Maßanfertigungen werden sie optimal an die örtlichen Gegebenheiten angepasst und etwa an Architektur oder Vegetation befestigt. Alternativ werden sie frei und teils sogar mobil im zu beschattenden Raum mittels einer eigens dafür konzipierten Tragkonstruktion aufgestellt.

Für die großflächige Verschattung von Atrien eignen sich beispielsweise Gegenzuganlagen wie das Modell K_oax von MHZ.
Sonnensegel im Hauptsitz der Welthandelsorganisation in Genf, Architektur: Wittfoht Architekten, Stuttgart
Rautenförmige Sonnensegel aus dem Textil Soltis Horizon von Hersteller Serge Ferrari im Einkaufszentrum Alto Avellaneda, Architektur: Estudio Cienfuegos, Buenos Aires

Die Verwendung textiler Stoffbahnen zur Verschattung findet in Sonnensegeln die älteste bekannte Form des nicht natürlichen, beweglichen Sonnenschutzes. Tierfelle, die die Öffnungen von Höhlen und Behausungen schützten, kamen zum Einsatz seitdem Menschen sesshaft wurden. Bereits in der Antike boten Stoffe einen feststehenden oder auch aufrollbaren Schutz vor Strahlung, der bis heute, etwa in Form des spanischen Toldo, zur Verschattung von Straßenräumen seine Verwendung findet. Doch ebenfalls bereits in der Antike gewannen Sonnenschutzsysteme enorm an Komplexität, so beispielsweise ein riesiges Sonnensegel aus Segeltuchplanen über dem Kolosseum in Rom, das sogenannte Velarium. Es war an Masten befestigt, über Seile mit dem Boden verankert und musste von mehr als 1000 erfahrenen und speziell ausgebildeten Matrosen hochgezogen werden.

Moderne Sonnensegel sind in dreieckigen, viereckigen, quadratischen, trapez- oder parallelogrammförmigen Varianten erhältlich, doch auch ovale und organischere Formen, die sich wie bei durchgelatteten Bootssegeln ergeben können, sind möglich. Sie werden fest vor Ort verankert, können aber dennoch einfach auf- und abgebaut oder zumindest zusammengerollt werden. Um faltenfrei gespannt zu werden, sollten ihre Abmessung eher etwas kleiner gewählt werden, um ein Durchhängen und Instabilität zu vermeiden. Wird das Segel im Freien aufgestellt, ist auf eine Neigung für den Regenwasserablauf zu achten.

Die für Sonnensegel verwendeten Markisengewebe aus Acryl und PVC-Planstoffen sind widerstandsfähig und so beschaffen, dass sie eine langlebige Qualität bieten, auch wenn sie den wechselnden Belastungen durch das Wetter ausgesetzt sind. Die Stoffe sind zwar in den unterschiedlichsten Farben erhältlich, in weißer und transluzenter Ausführung reduzieren sie allerdings den Tageslichteintrag in den angrenzenden Räumen am wenigsten. Werden sie unterhalb von Glasdächern angebracht, bieten sie nicht die gleiche Wirksamkeit wie ein außen liegender Sonnenschutz. Weil die Sonneneinstrahlung die Glashaut des Gebäudes ungehindert durchdringen, die dabei entstehende Erwärmung der belichteten Gegenstände jedoch nicht entweichen kann, können sich Räume trotz innen liegenden Sonnenschutzes überhitzen (Treibhauseffekt).

Bei feststehenden Sonnensegeln werden die umlaufenden Säume in der Regel als Hohlsäume vernäht und zusätzlich innen liegend mit einem Gurt versteift und vernäht. Der dadurch äußerst reißfeste Rand kann die entstehenden Kräfte auf die Befestigungsecken übertragen. Durch eine konkav nach innen geformte Ausbildung der umlaufenden Säume wird eine hohe Spannung der Sonnensegel erreicht. Der Stoff kann so bei einer entsprechenden Spannung an den Ecken nicht mehr durchhängen. Die Vorteile eines Sonnensegels im Allgemeinen liegen in

  • seiner hohen Festigkeit
  • der Möglichkeit, große Spannweiten zu erreichen,
  • seiner vergleichsweise flexiblen und kostengünstigen Anschaffung und Montage
Bei automatischen Sonnensegelanlagen wird die Segelfläche in der Diagonalen durch eine motorbetriebene Welle geteilt. Das Segel wird gegenläufig auf dieser Welle auf- oder abgerollt. Auch permanent installierte Gegenzuganlagen, mit denen häufig hohe Atrien verschattet werden, können zu den Sonnensegeln gezählt werden. Die Steuerung der rollbaren Anlagen erfolgt über einen Handschalter, Sonnenautomatik oder Funksender, die zusätzlich durch einen Windwächter ergänzt wird oder ist als Komponente des Smarthome in die intelligente Gebäudeautomation integriert. Als Stoffe werden Acryl oder Soltis verwendet. Für die Befestigung der vier Eckpunkte steht eine Vielzahl an Lösungen zur Verfügung, die entsprechend der Segelgröße und örtlichen Gegebenheiten gewählt wird. Auch eine Kombination von mehreren (verschiedenen) Anlagen ist möglich.

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Horizontale Sonnensegel zur Verschattung von Außenflächen.

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