Sanierung von Flachdächern

Beseitigung von Undichtigkeiten und Verbesserung des Energiestandards

Ältere Flachdächer sind für ihren hohen Sanierungsbedarf bekannt. Als besonders problematisch hat sich zu Beginn ihrer standardisierten Umsetzung in den 1950er und 1960er Jahren die mangelnde Dichtigkeit erwiesen. Aufgrund der Konstruktion sind Flachdächer, im Gegensatz zu geneigten Dächern, stärker den klimatischen Bedingungen ausgesetzt, sodass es durch die auftretenden thermischen Spannungen immer wieder zu Rissen, Porosität und Durchfeuchtungen kommt. Auch verfügen Flachdächer aus dieser Bauepoche in der Regel über eine mangelhafte Wärmedämmung, so dass eine Verbesserung des energetischen Standards empfehlenswert ist.

Zu sanierendes Flachdach auf einem Erker
Im Laufe der Jahre kann es zu Undichtigkeiten in der Dachhaut kommen. Flüssigabdichtungen, Bitumenbahnen oder Gussasphalt können zur Sanierung eingesetzt werden
Nachträglich begrüntes Flachdach

Sanierung der Abdichtungen
Bei Undichtigkeiten sind zunächst die Schadensursachen zu ermitteln und deren Umfang abzuschätzen. Hierzu müssen Leckagen, undichte Nähte, Dachdurchbrüche oder sonstige Anschlüsse genau überprüft werden. Im Sanierungsfall kommen zur Verbesserung meist Bitumenbahnen oder Gussasphalt, zunehmend jedoch Flüssigabdichtungen auf Polyurethanbasis zum Einsatz. Die flüssigen Kunststoffe bilden eine nahtlose Beschichtung der Dachfläche, die für eine besonders haltbare Dachoberfläche sorgen soll. Eine eingelegte Bewehrung in Form einer Vlieseinlage unterstützt die Formstabilität, auch sie muss deckend beschichtet sein. Da mögliche spätere Mängel meist aufgrund ungenügender Schichtdicke entstehen, sollte die Höhe der Kunststoffabdichtung genau nach Herstellerangaben ausgeführt werden. Besonders zu beachten sind auch Anschlüsse oder Kontakte zu anderen Materialien. Nicht immer haftet hier der Flüssigkunststoff hinreichend, sodass es an Problempunkten nach kurzer Zeit zu Ablösungen kommen kann.
 
Energetische Sanierung
Bei der energetischen Sanierung eines Flachdaches ist die mögliche Aufbauhöhe des Dämmstoffes durch die vorhandene Dachaufkantung begrenzt. Sollen keine größeren baulichen Veränderungen an der Attika vorgenommen werden, eignen sich in diesem Fall druckstabile Materialien mit besonders guten Dämmeigenschaften, da diese auch mit geringer Aufbauhöhe energetische Einspareffekte erzielen können. In der Regel wird als Dämmstoff expandiertes Polystyrol (EPS) verwendet, das durch Grafit- oder Aluminiumbeimischung verbesserte Dämmeigenschaften besitzt. Auch Vakuumisolationen erreichen mit äußerst geringer Aufbauhöhe außerordentliche Dämmwerte, sind jedoch vergleichsweise teurer in der Anschaffung. Sind keine Einschränkungen in der Aufbauhöhe vorhanden, kann auch Schaumglas als Dämmstoff eingesetzt werden. Zu beachten ist, dass vorhandene Anschlüsse an andere Bauteile, wie z. B. Lichtkuppeln oder Flachdacheinläufe durch die größere Dämmstoffstärke ggf. anzupassen sind.

Belüftete Kaltdächer können auch durch das Einblasen von Dämmstoff in den vorhandenen Luftraum energetisch verbessert werden, sofern der Luftraum ein ausreichendes Volumen aufweist. Als problematisch erweist sich in diesem Fall, dass eigentlich eine wirksame Dampfsperre unterhalb der Dämmung anzubringen wäre, da die Durchlüftung des Daches nicht mehr gegeben ist und raumseitig auftretende Feuchtigkeit nicht mehr abtransportiert werden kann.

Plus- oder Duodächer
Ist die Dachhaut noch intakt, kommt es heute üblicherweise zum Einsatz eines sogenannten Plus- oder Duodaches. Bei einem Plusdach bleibt der vorhandene Warmdachaufbau komplett bestehen, ein zusätzliches Umkehrdachsystem wird aufgebaut. D.h. die Abdichtung ist unter der Wärmedämmung bzw. zwischen zwei Dämmschichten (der vorhandenen und der neuen) angeordnet. Auf diese Weise wird nicht nur hervorragend gedämmt, auch die Dachhaut erhält Schutz vor weiteren Witterungseinflüssen. Der Dachaufbau weist als Plusdach folgende Schichten auf: Bestehender Dachaufbau mit Wärmedämmung und Abdichtung, zusätzliche druckfeste Dämmplatte, Trenn- und Schutzschicht und Kiesbelag.

Auch bei einer sanierungsbedürftigen Dachhaut kann ein Plusdach sinnvoll sein, jedoch nur wenn zuvor durch neue Dachbahnen die Dichtigkeit wieder hergestellt wurde. Hinsichtlich des Aufbaus unterscheiden sich Duo- und Plusdächer nicht voneinander: Bei einem Neubau wird das Konstruktionsprinzip als Duodach, bei einem Sanierungsfall als Plusdach bezeichnet.

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