Saba Apartmenthaus in Teheran

Beweglicher Sichtschutz aus Holz und konstruktiver Sonnenschutz

Zwei Grundsätzen, die auch die traditionelle iranische Architektur prägen, folgten Sara Kalantary und Reza Sayadian von TDC Office bei der Konzeption des Saba Apartmenthauses in Teheran: Unnützes zu vermeiden und die Privatsphäre unbedingt zu wahren. Ausdruck dafür sind überwiegend geschlossene Fassaden, innen liegende Höfe und Gärten sowie die Nutzung der Dachflächen als Rückzugsort. Für das siebengeschossige Wohnhaus im Nordosten der Acht-Millionen-Metropole nutzen die Architekten zudem traditionelle Materialien wie Backstein, Holz und Naturstein.

Die Loggien fungieren als Klimapuffer; im Winter halten sie die Wärme im Gebäudeinneren
Die Wohnungen öffnen sich dorthin mit großen Glasschiebetüren
Den Sichtschutz bilden schmale, raumhohe und wellenfömig geschwungene Holzelemente

Das Gebäude mit rechteckigem Grundriss erhebt sich auf einem 20 Meter breiten und 50 Meter tiefen Grundstück, die nördliche Front weist zur Straße. An der Südseite befindet sich ein privater Hof mit Garten. Die sechs Obergeschosse beinhalten je vier gleich große Apartments, von denen zwei zur Straße und zwei zum Hof ausgerichtet sind. Im Erd- und Untergeschoss sind Stellplätze untergebracht. Die Wohnebenen werden über zwei Treppen und einen Aufzug in der Mittelzone erschlossen. Eine große Dachterrasse krönt das Wohnhaus – sie ist nur den Bewohnern zugänglich und durch eine hohe Brüstung vor Einblicken geschützt.

In der Hauptstadt am Fuße des Elbursgebirges herrscht Kontinentalklima, das innerhalb des Stadtgebietes relativ stark variiert: Der hoch gelegene Norden Teherans ist kälter als der südliche Teil im Grenzbereich zu den zentraliranischen Wüstenregionen. Die Fassade des Apartmenthauses verfügt im Norden und Süden über Loggien als Klimapuffer: Sie schützen einerseits vor direkter Sonneneinstrahlung und halten andererseits im Winter die Wärme im Gebäudeinneren. 

Sicht- und Sonnenschutz
Die nördliche Fassade zur Straße folgt einem Raster: Insgesamt 36 gleich große quadratische Loggien werden durch eine Natursteinfassade gerahmt. Die Wohnungen öffnen sich dorthin mit großen Glasschiebetüren, die um etwa einen Meter zurückversetzt sind. Wie bei den übrigen Fenstern handelt es sich um Doppelverglasungen. Den Sichtschutz bilden schmale, raumhohe und wellenförmig geschwungene Holzelemente, die von Hand verschiebbar sind. Sie sind 2,40 Meter hoch und werden oben und unten in einer Metallschiene geführt; als Abstandshalter dienen kurze Metallketten. Die gewellten Konturen der Holzelemente verleihen der Fassade ein dynamisches Bild. Auch wenn sie geschlossen sind, dringt Licht durch die sichtbaren Fugen in die Wohnungen.

Die Südfassade ist mit gelbem Backstein aus der Region bekleidet. Die Loggien sind hier deutlich breiter und tiefer als an der Straße; sie dienen als konstruktiver Sonnenschutz, auf einen zusätzlichen außen liegenden konnte dadurch verzichtet werden. In schwarz lackierte Metallgeländer sind versetzt angeordnete, gestapelte Pflanzkästen integriert, deren Gesamtwirkung an hängende Gärten denken lässt. Ihr Bewuchs dient zudem als Klimapuffer an der Südseite, der von einem Wasserbecken im Hof noch unterstützt wird. Die Bewässerung der Pflanzkästen erfolgt über Regenwasser, das in Tanks auf dem Dach gesammelt wird. Dort gibt es auch eine Photovoltaik-Anlage, die Strom für die öffentliche Beleuchtung in Fluren, Treppenhäusern, Garten und Garage produziert.

Bautafel

Architekten: TDC Office (Sara Kalantary | Reza Sayadian), Teheran
Projektbeteiligte: Fathi, Afshari and Hassanzade, Teheran (Tragwerksplanung, Technische Gebäudeausstattung)
Bauherr: Farahani Saba
Standort: Teheran, Iran
Fertigstellung: 2015
Bildnachweis: Hossein Barazandeh und Parham Taghioff, Teheran

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