Quartier 21 in Hamburg

Zweischaliges Mauerwerk mit Kerndämmung

Das Wohnen in der Stadt erlebt seit einigen Jahren eine Renaissance, vor allem in Großstädten sind zentrale Wohnlagen gefragt. Eine Möglichkeit der Nachfrage nachzukommen, liegt in der Umnutzung und Nachverdichtung bestehender Gebäudeensembles. So entsteht im Hamburger Nordosten derzeit auf dem Gelände des ehemaligen Allgemeinen Krankenhauses Barmbek das Quartier 21.
 
Nach dem Umzug der Krankenhausabteilungen in einen nördlich angrenzenden Neubau konnte für das Gebäudeensemble aus dem Jahre 1913 eine neue Nutzung gefunden werden. Zunächst wurde das ca. 13,8 ha umfassende Areal in zehn Baufeldern aufgeteilt, insgesamt entsteht eine Bruttogrundfläche von circa 120.000 m². Der Wohnraumanteil liegt bei etwa 70%, die restlichen Flächen sind für Einzelhandel, Serviceeinrichtungen, Kindergärten, Gastronomie und Gesundheitseinrichtungen vorgesehen. Die unter Denkmalschutz stehenden Pavillons des ehemaligen Krankenhauses sowie die prägenden Baumalleen der weitläufigen Anlage bleiben bestehen.
 
In einem zweistufigen Realisierungswettbewerb für das Baufeld 7 platzierte sich das Architekturbüro APB Wilkens Grossmann-Hensel Schneider aus Hamburg auf dem zweiten Platz. Nach der Überarbeitung wurden sie mit der Errichtung der Häuser 4 bis 7 auf dem Baufeld 7 beauftragt.
 
Alle vier Gebäuderiegel sind viergeschossig mit jeweils einem zusätzlichen Staffelgeschoss und einer zweifarbigen Backsteinfassade konzipiert. Ein heller Ziegel markiert den Sockel, während die oberen Geschosse mit einem rötlichen Klinker verkleidet sind. Haus 4 fungiert im Osten des Baufeldes als „Torhaus“, die Ostfassade des Gebäuderiegels verläuft parallel zur Quartierstraße. Im südlichen Teil des Baufeldes liegen Haus 5, 6 und 7. Insgesamt entstanden 122 Mietwohnungen unterschiedlicher Größe mit zwei bis vier Zimmern. Ein gemeinsamer Innenhof mit Spielplatz ist für alle Bewohner frei zugänglich. Die erforderlichen Pkw- und Fahrradstellplätze nimmt eine Tiefgarage mit Anbindung an alle Häuser auf.

Die Gebäude haben vier Geschosse sowie ein Staffelgeschoss
Die Außenraumgestaltung geht auf die fußläufigen Wege der vorhandenen Parkanlage ein
Die Fassaden der Neubauten sind in der Materialwahl an die Bestandsbauten (im Hintergrund) angelehnt

Entwurf und Gestaltung der Punkthäuser 1 bis 3 auf dem Baufeld übernahm das Architekturbüro Trojan + Trojan Wendt Architekten aus Darmstadt in Zusammenarbeit mit  Dietz-Joppien Architekten aus Frankfurt am Main.
 
Mauerwerk
Prägend für das Erscheinungsbild der Krankenhauspavillons ist der rote Backstein. Angelehnt an deren Fassaden wählten die Architekten für die Gestaltung der Neubauten ebenfalls ein Sichtmauerwerk mit Backstein, zudem war für den Wandaufbau der vorgegebene Energiestandard entscheidend (die Neubauten wurden als Energieeffizienzhäuser 55 nach EnEV 2007 realisiert).
 
Die Außenwände der Häuser 4 bis 7 sind als zweischaliges Mauerwerk mit Kerndämmung konzipiert. Das tragende Hintermauerwerk von 17,5 cm Stärke besteht aus großformatigen Elementen aus Kalksandstein im Dünnbettmörtel. Die Verarbeitung erfolgte körperschonend mit einem Minikran. Während der Sockel eine 12 cm starke Kerndämmung aus Mineralwolle erhielt, wurde in den oberen Geschossen die Kerndämmung als 14 cm starke Schicht ausgeführt.
 
Das 11,5 cm starke Verblendmauerwerk setzt sich aus Wasserstrichziegeln im Normalformat zusammen. Aufgrund der Herstellung im Wasserstrich-Verfahren wirken die Verblender mit ihrer rustikale Oberfläche wie von Hand geformt. Für die Sockel wurde ein heller Verblender gewählt, für die oberen Geschosse ein kräftiges Rot. Das Sichtmauerwerk ist als wilder Verband mit Köpfen gemauert. Zur Verstärkung der Haptik des Verblendmauerwerks wurden in den hellen Bereichen ca. zwei Verblendköpfe je m² um ca. 2 cm aus der Verblendoberfläche herausgezogen. Für die Eingänge kommen Verblendsteine mit geringerer Tiefe (9 cm) zum Einsatz.

Bautafel

Architekten: APB Architekten + Stadtplaner Wilkens Grossmann-Hensel Schneider, Hamburg
Projektbeteiligte: Plandrei Landschaftsarchitektur, Erfurt (Freiraumplanung); Ahw Ingenieure, Hamburg (Statik); Ingenieurbüro T. Wackermann, Hamburg (Brandschutz); Bauunternehmung Aug. Prien, Hamburg (Bauunternehmen); Xella, Duisburg (Kalksandsteinhersteller, Silka XL-Rasterelement); Ziegelei Hebrok, Natrup-Hagen (Klinkerhersteller)
Bauherr: Projektgesellschaft Quartier 21, Hamburg
Fertigstellung: 2011
Standort:
Hamburg-Barmbek
Bildnachweis: APB Wilkens Grossmann-Hensel Schneider, Hamburg; Andreas Weiss, Hamburg; Jochen Stüber für Ziegelei Hebrok, Natrup-Hagen

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