Passivhaus in Hain

Stahlkonstruktion mit Photovoltaik ersetzt Satteldach

Der Bebauungsplan für das Grundstück im kleinen Ort Hain bei Ahrweiler schrieb Sattel- oder Walmdächer verbindlich vor. Kay Künzel vom Büro „Raum für Architektur“ plante dennoch einen kompakten, flachen Riegel als Passivhaus, dessen Satteldach durch eine Stahlkonstruktion mit Photovoltaik-Anlage ersetzt ist. Was in anderen Gemeinden sicherlich auf Widerstand gestoßen wäre, war hier für die zuständige Genehmigungsbehörde kein Problem. Nach nur zwei Wochen Bearbeitungszeit erfolgte eine Baugenehmigung.

Schmaler Riegel am Hang, teilweise unterkellert
Stahlkonstruktion der PV-Anlage
Balkon nach Süden vor 22 m langer Glasfassade

Das eingeschossige Raumprogramm vereint sämtliche Wohn- und Büroräume im Erdgeschoss auf einer beheizbaren Fläche von gut 170 m². Der Ausbau des Dachgeschosses war weder aufgrund der Fläche notwendig noch bezüglich des Volumens sinnvoll.

Das Passivhaus in Holzrahmenbauweise ist teilweise mit Betonfertigteilen unterkellert. Der Keller liegt zur Hälfte im Hang; Haustechnik und Kellerräume, die hier liegen, sind nicht in die warme Hülle des Passivhauses einbezogen. Die Außenwände bestehen aus einem Sandwichaufbau mit insgesamt sechs Schichten. Eine Holzrahmenkonstruktion aus Fichtenkanthölzern ist innen mit OSB(Orientated Strand Board)-Platten verkleidet und außen mit DHF(diffusionsoffene Holzfaser)-Platten. Die Zwischenräume sind gedämmt mit Zellulose.

Der berechnete Heizwärmebedarf liegt bei ca. 14 kWh/m²a. Als Wärmeerzeuger wird außer der Eigen- und Abwärme von Haushaltsgeräten und Beleuchtung eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung genutzt. Die Warmwasserbereitung übernimmt eine Kleinstwärmepumpe.

Dach
Die Neigung des Flachdachs beträgt 2° bzw. 4°, abgedeckt ist es mit einer 1,2 mm dicken Kunststoffbahn. Ein Stahlgerüst trägt die Solarpaneele für eine Photovoltaik-Anlage, deren Spitzenleistung 16,1 kWpeak beträgt. Das Haus wird damit zum Energieproduzenten - denn es gewinnt mehr Energie, als es verbraucht. Die Solarmodule sind auf speziell angefertigten Gummipuffern gelagert, die auftretende Bewegungen und Ausdehnungsunterschiede aufnehmen können, ohne dass die empfindlichen Module Schaden nehmen. Die Fläche des offenen Solardachs beträgt 100 m², 75 Module mit jeweils 215 Wp Leistung sind mit einer Neigung von 30° montiert.

Bautafel

Architekten: Raum für Architektur, Kay Künzel; Wachtberg - Villip
Projektbeteiligte: Paul Speh, Sigmaringendorf (Statik); Stephan Schüller, Remagen-Oedingen (Dachdeckung); Holzbau Kappler, Gackenbach-Dies im Gelbachtal (Holzbau); Fischer Sanitär- und Heizungstechnik, Meckenheim/Rheinland (Haustechnik); Planquadrat-Architekten, Bonn (Luftdichtigkeitstest).
Bauherr: Jutta und Albert Dietz, Alfter
Fertigstellung: 2008
Standort: Hain, Kreis Ahrweiler
Bildnachweis: Kay Künzel