Lutherhausensemble in Eisleben

Grau-braunes Sichtmauerwerk

Das Geburtshaus Martin Luthers aus dem 15. Jahrhundert in Eisleben wurde grundlegend saniert und um ein seitliches Ausstellungsgebäude sowie ein Besucherinformationszentrum ergänzt. Das Projekt ist ein Beitrag zur ‚Internationalen Bauausstellung - Stadtumbau Sachsen-Anhalt 2010’.

Besucherzentrum mit Geburtshaus im Hintergrund
Ausstellungszentrum
Besucherzentrum mit Vorplatz

Dem Besucherzentrum kommt eine wichtige stadträumliche Funktion zu: Der höhere, kubische Teil schließt die traufständige Bebauung auf der Südseite der Halleschen Straße nach Westen ab und verweist durch seine Höhe und das Zurückweichen von der Seminarstraße auf das nur im Ansatz sichtbare Geburtshaus. Dem Giebel des Geburtshauses und dem Hofzugang gegenüberliegend entstand damit zur Seminarstraße hin ein kleiner Platz als räumlicher Auftakt zum Gebäudeensemble. Über einen niedrigeren Gebäudeteil mit Satteldach ist das Haus in den Straßenzug der Halleschen Straße eingebunden. Die Zweiteilung des Baukörpers verweist auf zwei Vorgängerbauten an dieser Stelle; die Anordnung der wenigen Fensteröffnungen verdeutlicht aber, dass es sich um ein zusammenhängendes Gebäude handelt.

Der Komplex hat insgesamt eine mittelalterliche Prägung, historisch Bedeutsames und Neues wurden sensibel zusammengeführt. Zurückhaltende Maßstäblichkeit, Materialität und Farbigkeit sowie traditionelle Gestaltungselemente in neuer Formensprache kennzeichnen das Ensemble. Der Zusammenhang zwischen Ausstellungsgebäude, Geburtshaus und der benachbarten Armenschule von 1817 wird über Ziegel als Fassadenmaterial und die Gestaltung der Öffnungen hergestellt.

Mauerwerk
Die Fassade des Besucherzentrums besteht aus grau-braunem Sichtmauerwerk. Der einfache, farblich zurückgenommene und dennoch noble Stein tritt hinter die verputzten, sanft farbigen Fassaden der Bestandsgebäude zurück und kennzeichnet diese als die bedeutenderen Teile des Ensembles. Diese „rohe“ Oberflächenqualität setzt sich im Innenraum des Ausstellungshauses fort. Die Wandflächen aus Stein sind nicht verputzt und gestrichen, sondern nur leicht grau geschlämmt. Sie heben wiederum die relativ farbigen, stärker ausgebauten Räume der historischen Gebäude hervor.

Der Wunsch nach Sichtmauerwerk im Außen- und Innenbereich legte den Einsatz von massivem Mauerwerk nahe. Damit konnte aufgrund der Speicherfähigkeit und klimatischen Trägheit im Zusammenhang mit den Sichtbetondecken auf eine aufwendige Klimatisierung der Ausstellungsräume verzichtet werden. Die Wand ist insgesamt 50 cm stark und besteht aus einer äußeren Schicht 11,5 cm dicker Vormauerziegel (Egernsunder Wasserstrichstein, grau-gedämpft „Silver Dawn“), einem 24 cm starken Kern dämmender Hochlochziegel und einer inneren Schicht Hintermauerziegel (Egernsunder Wasserstrichstein). Die verwendeten Steine verfügen über ähnliche physikalische Eigenschaften; für eine monolithische Wirkung wurden die drei Schalen über quer gemauerte Köpfe der inneren und äußeren Schicht verbunden (ca. 12 Stück/m²).

Die Schlagregendichtigkeit wird erzeugt über eine 20 mm starke, vergossene Schalfuge zwischen äußerer und mittlerer Schicht. Die als Passstücke gedachten, niedrigeren Übergänge zu den Bestandgebäuden sind vollflächig verglast. Um ihr Erscheinungsbild enger mit dem der Mauerwerksbauten zu verzahnen, erhielten die Fensterprofile eine Verkleidung mit schlanken Stürzen, Schwellen und Schotten aus hellgrauen Sichtbeton-Fertigteilen. Dieses Motiv taucht erneut in Form von Stürzen über einigen großflächigen Fenstern mit prominenten Ausblicken auf Eisleben auf.

Bautafel

Architekten: Springer Architekten, Berlin
Projektbeteiligte: Jockwer + Partner, Berlin (Tragwerk), pin Planende Ingenieure, Berlin (Technische Ausstattung); Georg v. Gayl, Berlin (Freianlagen)
Bauherr: Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, Lutherstadt Wittenberg
Fertigstellung: 2007
Standort: Lutherstraße, Eisleben

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