Kaufhaus in Köln
Walfisch aus Glas, Stahl und Holz
Fließend, transparent, anatomisch - so schmiegt sich das
"Weltstadthaus" von Renzo Piano an die Ecke Antons-/Schildergasse
im Zentrum von Köln. Das organisch geformte Bauwerk wirkt
harmonisierend auf die pulsierende Einkaufsmeile, steht es doch
zwischen belebter Shoppingmeile und stark befahrener Verkehrsader,
umringt von Betonfassaden der 70er Jahre und in Nachbarschaft einer
spätgotischen Kirche.
Zweiteilig konzipiert greift der Bau die Strukturen seines Umfeldes
auf und schafft gleichzeitig fließende Übergänge und neue Räume. An
der Antonsgasse überträgt die Natursteinfassade in klassisch
kubischer Form die harten Linien des Straßenzugs. Diesen kantigen
Teil umwindet an der Schildergasse ein gerundeter, filigraner
Glasbau. Zeigt sich die Front noch fünfgeschossig, senkt sich das
Kaufhaus auf Höhe der Antoniterkirche auf vier Etagen. Auch in der
Breite wird die Fassade an dieser Stelle zurückgenommen, schafft
Platz. Das spätgotische Gotteshaus, das in dem sonst urbanen,
kalten Straßenzug fast wie ein Fremdkörper wirkte, wird so zum
prägenden Element und behält seine Identität.
Wie ein gläserner Wal, der eine Klippe umschlingt, zeigt sich der optisch zweigeteilte Bau. Dabei löst sich Renzo Pianos plastische Glaskonstruktion von der traditionellen Architektur und zitiert sie im gleichen Moment. "A modern building with however a clear reference to tradition, through the use of wooden arches and glass", umschreibt es der Architekt. Das Glashaus von 130 Metern Länge und bis zu 34 Metern Höhe ist angelehnt an die Orangerien des 19. Jahrhunderts. Basis für das Kaufhaus mit 22.000 Quadratmetern Grundfläche ist ein Stahlbetonbau. Darüber entfächert sich eine Holzkonstruktion - Träger und Formgeber der aus runden und elliptischen Querschnitten zusammengesetzten Glashülle.
Dach
4.900 m² Glasfläche - ist das eine Fassade oder ist ein Dach oder
ist es letztlich beides?
66 Holzleimbinder, in Rippenform an den Stahlfirstträger
angepasst, prägen die Grundstruktur des Gebäudes. Dazwischen sind
filigranere Stahlträger angeordnet, die die Eindeckung aus
Glaselementen aufnehmen und zudem selbsttragend ausgebildet
sind.
Nur jede vierte der hölzernen Rippen ruht direkt auf den
Rohbaustützen. Dadurch bietet sich die Möglichkeit, die organische
Form des Gebäudes zu erstellen.
An die Glaselemente wurden besondere Anforderungen gestellt.
Bedeutsam ist einerseits, dass die Verkaufsräume
tageslichtdurchflutet sind aber nicht zu sehr aufgeheizt werden,
andererseits ist die farbechte Präsentation der Kleidungsstücke ein
wichtiges Ziel der Planung gewesen.
Hier hat der Glashersteller Interpane Glas Industrie AG mit dem
Sonnenschutzglas ipasol natura 67/34 (Interpane)für
tageslichtdurchflutete Räume (tL = 67 %) einen großen Beitrag
geleistet. Nach Angaben des Herstellers reguliert ipasol natura
67/34 als „gläserne Haut“ die Temperatur. Das Glas hat einen
Gesamtenergiedurchlassgrad von 37 Prozent (DIN EN 410) bei
gleichzeitig hoher Wärmedämmung (1,1 W/m²K nach DIN EN
673).
Rund 7.000 Einzelscheiben wurden verbaut. Dabei ist nahezu jede
Scheibe ein Unikat, denn die Form des Baukörpers erforderte
abweichende Winkel, Maße und Formen.
Bautafel
Architekten: Renzo Piano, Renzo Piano Building Workshop, Paris
Projektbeteiligte: Hochtief AG, Essen, Generalübernehmer; Schmidlin AG, Glasfassade; Hess Timber, Kleinheubach (Tragkonstruktion: Brettschichtholz aus sibirischer Lärche)
Bauherr: Peek & Cloppenburg KG, Düsseldorf
Fertigstellung: September 2005
Standort: Köln
Bildnachweis: Andreas Fechner für Peek & Cloppenburg