Institut für Augenoptik und Hörakustik in Aalen

Geschosshohe, drehbare Lamellen aus Lärchenholz

Auf dem Campus der Hochschule Aalen hat sich in den letzten Jahren eine Menge getan. Von 2005 bis 2009 sind nach Plänen des Stuttgarter Büros MGF Architekten insgesamt vier verschieden große, kastenförmige Holzbaukörper entstanden. Drei der Gebäude sind über eine zentrale Erschließungsachse, dem sogenannten Corso, miteinander verbunden. In den zwei größeren Häusern sind die Fachgebiete für Elektronik und Informatik sowie für Optoelektronik und Feinwerktechnik untergebracht, im kleineren die Bibliothek. Der vierte Baukörper liegt an der östlichen Längsseite des Ensembles und beherbergt eine Cafeteria. Nun kam ein weiteres Gebäude hinzu: Das Institut für Augenoptik und Hörakustik, ebenfalls geplant vom Büro MGF.

Von außen ist das Gebäude komplett von Lärchenholz umschlossen
Geschosshohe Holzlamellen gliedern die Fassade an den beiden Längsseiten des Gebäudes
Hinter den Lamellen liegt die zweite, großflächig verglaste Fassadenebene

Der Neubau erstreckt sich am nordwestlichen Rand des Hochschulareals und fügt sich nahtlos in die Gesamtanlage ein. Seine Nutzfläche von 1.750 m² verteilt sich auf drei Obergeschosse und ein Untergeschoss. Vom begrünten Corso kommend, gelangen die Studenten über den Eingang auf der Ostseite zunächst in ein großes Foyer. In dessen Zentrum liegt der lang gestreckte Versorgungs- und Erschließungskern. Um ihn herum gruppieren sich in den drei Obergeschossen Labor-, Werkstatt- und Büroräume. An den Kopfenden des länglichen Baukörpers sind etagenweise Hörsäle und große Laborräume untergebracht.

Das Untergeschoss greift über den eigentlichen Gebäudeumriss hinaus und bietet optimale, weil lärmgeschützte Bedingungen für akustische Messungen. Hier sind Räume für Hörsystemtechnik und -anpassung, Otoplastik, Ohrabformung sowie Audiologie und Audiometrie angeordnet. Den oberen Gebäudeabschluss bildet ein Flachdach, das als Aufstellfläche für Photovoltaikmodule zur solaren Stromerzeugung genutzt wird. Über dem Treppenhaus und den Aufzügen ist es etwas erhöht ausgebildet.

Im Inneren dominieren die Farben Grau und Weiß. Die tragenden Elemente des Neubaus bestehen aus Beton, der in einigen Bereichen unverkleidet an Decken und Wänden sichtbar ist. An anderen Stellen sind die Decken mit weißen Akustikplatten verkleidet. Dunkelgrau dagegen sind die Natursteinböden und auch die Sanitärräume ausgeführt. Einige Wandflächen sind mit Filz verkleidet; ein paar hellblaue Trennwandelemente setzen Akzente in den ansonsten eher schlicht gestalteten Innenräumen.

Wie die anderen Institutsgebäude ist auch der neue Baukörper von einer hölzernen Hülle umschlossen. An den schmalen Giebelseiten besitzt er keine Öffnungen, hier sind die Betonwände flächendeckend mit Lärchenholz verkleidet. Dieses bedeckt zwar auch die Längsfassaden, dahinter liegt jedoch eine gläserne Pfosten-Riegel-Fassade, die geschossweise mit U-Stahlschienen an den Stahlbetonflachdecken befestigt sind. Das einheitliche Konstruktionsraster von 60 cm lässt eine flexible Aufteilung der Innenräume zu.

Sonnenschutz
Vor den großflächigen Verglasungen erstreckt sich eine zweite Ebene aus beweglichen, vertikalen Lamellen, die die Fassade fein gliedern und als Sonnenschutz dienen. Durch einen Wartungszwischenraum aus Gitterrosten ist sie vollständig von der eigentlichen thermischen Hülle abgegrenzt.

Jede Lamelle setzt sich aus vielen horizontalen Stäbchen zusammen, die aus unbehandeltem, sibirischem Lärchenholz gefertigt und mit Eichendübeln in einem fixen Abstand zueinander in einem Holzrahmen befestigt sind. Dieser ist 6 cm dick, hat eine Breite von 58 cm, eine Höhe von 3,56 m und ist an einer Unterkonstruktion aus verzinktem Stahl befestigt. Durch Witterungseinwirkungen nimmt das Lärchenholz mit der Zeit eine silbrig-graue Färbung an, was den optischen Unterschied zwischen Stahl und Holz fast verschwinden lässt.

Alle Lamellen werden raumweise und unabhängig voneinander über eine motorbetriebene Verstellmechanik in Bewegung gesetzt. Je nach Nutzungsanforderung können sie die dahinterliegenden Räume komplett verschatten. Innerhalb von 90 Sekunden lassen sich die Lamellen öffnen. Dann stehen sie im Winkel von 90 Grad zum Baukörper und lassen die Glasfassade sichtbar werden. Die Steuerung ist an das Bussystem der Haustechnik angebunden. Dies hat den Vorteil, dass beispielsweise am Wochenende, wenn das Gebäude nicht genutzt wird, alle Lamellen auf einmal geschlossen werden können, was gerade in den Sommermonaten einer möglichen Überhitzung entgegengewirkt.

Bautafel

Architekten: MGF Architekten, Stuttgart
Projektbeteiligte: Leonhard Weiss Bauunternehmung, Satteldorf (Generalunternehmer); Caroline Doerflinger, Karlsruhe (Kunst am Bau); Top Brandschutz, Stuttgart (Brandschutz); Brüssau Bauphysik, Stuttgart und Dr. Schäcke und Bayer, Waiblingen (Bauphysik); Rudi Strobel, Schorndorf (Fassadenplanung)
Bauherr:  Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Schwäbisch Gmünd
Standort: Anton-Huber-Straße 23, 73430 Aalen
Fertigstellung: März 2012
Bildnachweis: Michael Schnell, Essingen

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Anforderungen an den Sonnenschutz

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