Haus der Barmherzigkeit in Wien

Mechanisches Schließsystem für komplexe Hierarchien

Auch in Wien wächst die Zahl der Senioren und damit der Bedarf an geriatrischen Pflegekrankenhäusern. Im Gegensatz zu den vorhandenen, oftmals veralteten Einrichtungen entstand nach Plänen der Architekten Peichl & Partner in konzeptioneller Zusammenarbeit mit dem ärztlichen Leiter des Hauses der Barmherzigkeit ein transparentes und offenes Gebäude. Maßgebend waren hier die menschlichen Bedürfnisse: Die Wünsche und Vorstellungen der Bewohner, des Pflegepersonals und der Ärzte wurden eingearbeitet.

Treppenturm nach Norden
Einer der beiden Innenhöfe ist rot gestaltet

Das Haus liegt im 22. Wiener Bezirk Donaustadt an der Tokiostraße und begrenzt diese als 12 m tiefer Baukörper mit weit auskragenden, verglasten Erkern. An diesen anschließend, im rechten Winkel zur Straße Richtung Osten erstreckt sich ein breiter, rumpfartiger Bau mit zwei Innenhöfen. An der Straßenseite liegen Zweibettzimmer und große Aufenthaltsräume, nach Süden und Norden Einbettzimmer, nach Osten wiederum Doppelzimmer. Im Erdgeschoss befinden sich allgemeine Bereiche für Untersuchungen, Therapien und Verwaltung sowie eine Zone für Veranstaltungen.

Der Grundriss ist einfach und für die Bewohner gut verständlich angelegt, damit diese sich leicht orientieren können und die Weitläufigkeit eines Geschosses sie nicht hemmt. Jedes Geschoss ist wie ein Dorf konzipiert: Die Zimmer sind Häuschen, die Gänge Straßen oder Anger und es entstehen Plätze dort, wo diese sich kreuzen. Ein Wintergarten für Therapierunden oder Veranstaltungen krönt das Dach als gekippter Würfel mit Glashaut und Terrasse.

Der zum Gebäude gehörende „Tokiopark“ vereint in gekurvten Formen unterschiedliche Erlebnisstationen: Einen duftenden Rosengarten, einen Musikpavillon, ein Wasserbecken, ein Wegekreuz, einen „Zwergerlgarten“, einen Tanzboden u. a.

Das Haus bietet insgesamt 270 Betten in 80 Einbett- und 95 Doppelzimmern, zehn Pflegestationen, fünf Untersuchungsbereiche, therapeutische Einrichtungen, ein Caféhaus, einen Veranstaltungsbereich, eine Kapelle und einen großen Garten. Alle Zimmer der Bewohner sind mit Loggien, Balkonen oder französischen Fenstern ausgestattet, warme Farben und viel Holz prägen die Einrichtung. Materialien wie Naturstein und Terrazzo schaffen Raumeindrücke ähnlich wie bei Wohnhäusern, eine zurückhaltende, aber eindeutige Farbgestaltung erleichtert die Orientierung.

Sicherheit
Die Schließanlagen für ein Krankenhaus unterliegen einer komplexen Ordnung, die Hierarchien der Zugangsmöglichkeiten überschneiden sich. Zwei Häuser der Barmherzigkeit in Wien, eines in der Seeböckstraße im 16. Bezirk und das Haus in der Tokiostraße, sind mit einem dreifach gesicherten mechanischen Schließsystem ausgestattet, das leicht mit einem elektronischen Schließsystem zu kombinieren ist. Ausgeführt wurde es als Komplettsperre für alle Bereiche (Patienten, Verwaltung, ärztlicher Bereich, Technik etc.); das bedeutet, das alle vorhandenen Türen, Zugänge und Möbel (Kästen, Schränke und Läden) damit absperrbar sind. Unterschiedliche Sonderfunktionen innerhalb des Schließsystems sind möglich und erforderlich: Für Objektzugangstüren, Flucht- und Paniktüren, Büro- und Innentüren, Keller, Garagen, Aufzüge, Fenster, Hausbrieffachanlagen, Balkontüren, Wertbehältnisse oder Möbelverschlüsse.

Die Technologie verfügt mit einem Längs- und einem Querprofil sowie einem Stiftsystem drei Sicherheitsebenen, die im Zylinderkern kontrolliert werden. Möglich sind eine kompakte Bauweise mit endgültiger Zylinderlänge oder eine Modulbauweise, bei der die Zylinderlänge sich individuell abstimmen lässt. Das System ist besonders verschleißfest, speziell geschützt vor dem Aufbohren oder Herausziehen des Zylinderkerns und bietet hohe Sicherheit gegen Abtasten und Kopieren. -us

Bautafel

Architekten: Peichl & Partner, Wien
Projektbeteiligte: Vasko & Partner, Wien (Ausführungsplanung); Zemler + Raunicher, Wien (Statik); Dr. Pfeiler, Wien (Bauphysik); HPD Planungsdienst, Wien (Planung Haustechnik); Jakob Fina, Wien (Landschaftsarchitektur); Evva, Wien (Schließsystem DPI)
Bauherr: Institut Haus der Barmherzigkeit, Wien
Fertigstellung: 2006
Standort: Tokiostraße 4, Wien
Bildnachweis: Andre Kiskan, Wien

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