Handballarena Aix-en-Provence

BIM-Planung beschleunigt den Bauprozess

Inmitten offener Landschaft und nahe der Autobahn zieht die Arena du Pays d'Aix mit ihrer bandartig geschwungenen Aluminiumfassade die Blicke auf sich. Ihre im Sonnenlicht strahlend weißen Fassadenbänder lagern dicht übereinander und fügen sich zu einer weiten ellipsenförmigen Spirale, die sich gen Himmel öffnet. Die scheinbar locker drapierten Ringe sind 1,30 m hoch und 1,00 m tief. Sie bilden die Umfassung einer Handballarena für bis zu 8.000 Personen und einer Trainingshalle für maximal 1.000 Zuschauer*innen. Wie schwebend überlagern sie das durchgängig verglaste Erdgeschoss mit dem Haupteingang an der Ostseite. Hier zeigen sich die Bänder etwas verschoben, ihre Zwischenräume werden größer, als behutsamer Hinweis auf die Eingangssituation mit dem einladenden Vorplatz. Das auffallende Bauwerk südwestlich von Aix-en-Provence planten die Münchner Architekten Auer Weber gemeinsam mit dem französischen Architekten Christophe Gulizzi aus Le Tholonet.

Die im Sonnenlicht weißen horizontalen Bänder lagern dicht übereinander
Das auffallende Bauwerk südwestlich von Aix-en-Provence planten die Münchner Architekten Auer Weber gemeinsam mit dem französischen Architekten Christophe Gulizzi aus Le Tholonet
Gen Osten zeigen sich die Bänder etwas verschoben, die Zwischenräume werden größer

In erster Linie finden hier Spiele der Handballmeisterschaften statt, möglich sind aber auch andere Sportveranstaltungen, Konzerte und Live-Shows. Die Konstruktion besteht aus Beton und Stahl. Die etwa 23.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche verteilen sich auf drei Ebenen. Die Basis des Gebäudes, einschließlich des sogenannten Kessels samt Spielfeld und einem unteren Tribünenring, ist ins Erdreich gebettet. Die Zuschauerkapazitäten in der Haupthalle richten sich nach deren Bespielung: Im Falle eines Boxrings oder einer zentralen Bühne sind sie am höchsten, bei einem Handballspiel passen gut 6.000 Zuschauer*innen hinein.

BIM
Auer Weber Architekten wenden seit einigen Jahren BIM als Planungsmethode an. Im Falle der Arena du Pays d'Aix wurde die BIM-Planung durch eine Baufirma als Generalunternehmer koordiniert. Diese überführte die Projektplanung in die Ausführungsplanung, der Datenaustausch erfolgte mittels IFC-Standard. Den beiden planenden Architekturbüros, deren Standorte in Deutschland und Frankreich rund 1.000 Kilometer voneinander entfernt liegen, erlaubte ein in München basierter BIM-Server das zeitgleiche Arbeiten an einem Modell. Die Fassadenplanung erfolgte durch ein externes Ingenieurbüro mithilfe einer anderen Software – sämtliche Informationen wurden in Echtzeit in das Architekturmodell integriert. Auch für die Planung der Gebäudetechnik, der Betonstruktur und für das Modell aller Metallarbeiten wurde unterschiedliche Software eingesetzt.

Anders als hierzulande ist es in Frankreich üblich, dass die ausführende Baufirma einen Teil der Detaillierung übernimmt – die Architekturpläne sind dort in der Regel weniger spezifisch. Bei der Handballarena Aix-en-Provence erfolgte ein Großteil der Ausführungsplanung durch die Baufirma als Hauptauftragnehmer, sodass Baustellenplanung und -logistik bereits in einem sehr frühen Stadium ins 3D-Modell integriert werden konnten. So ließen sich mithilfe von BIM die Kosten relativ gering halten (insgesamt 51,9 Mio Euro). Das Gebäude konnte zudem ungewöhnlich schnell realisiert werden: Nicht einmal zweieinhalb Jahre vergingen zwischen der Beauftragung im März 2015 über den Baubeginn im Januar 2016 bis zur Fertigstellung Ende August 2017.

Bautafel

Architekten: Auer Weber Architekten, München/Stuttgart und Christophe Gulizzi, Le Tholonet
Projektbeteiligte:
Fayat Bâtiment, Bordeaux Cedex (Bauunternehmer); Artelia, Lyon (Tragwerksplanung); Kanju, Saint-Cannat (Szenografie); VS-A, Lille (Fassdenplanung); Agence Guillermin, Saint-Raphaël (Außenanlagen)
Eingesetzte Software: u.a. Graphisoft Archicad (BIM-Planung) Rhinoceros (Modellierung der Lamellen)
Bauherr: Communauté du Pays d'Aix, SPLA Pay d'Aix Territories
Fertigstellung: 2017
Standort: 2180-2584 Chemin des 3 Pigeons, 13320 Aix-en-Provence, Frankreich
Bildnachweis: Aldo Amoretti, www.aldoamoretti.it

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