Feuerwehrhaus in Sulzberg-Thal
Massivholzwände ohne Brandschutzbekleidung
Helles Holz und geometrische Kubaturen sind nicht die typischen Materialien und Formen der Gebäude im Vorarlberger Ort Sulzberg-Tahl. Trotzdem fügt sich das neue Feuerwehrhaus sehr gut in die ländliche Umgebung aus Dorfkirche, Gasthaus und einer Handvoll typischer Wohnhäuser mit Satteldächern, Putzfassaden oder dunkler Holzschalung ein. Der Entwurf für den schmucken, kleinen Funktionsbau stammt aus der Feder vom Büro Dietrich Untertrifaller aus Bregenz.
Das Feuerwehrhaus befindet sich in gebührendem Abstand zum benachbarten Gasthaus Krone, jedoch nah genug zu ihm, um dazwischen einen Vorplatz entstehen zu lassen. Es schmiegt sich an den leichten Hang, der von der Dorfstraße abfällt, und wird sowohl vom Gasthaus als auch vom Kirchturm im Hintergrund deutlich überragt. Die kompakte Gebäudeform setzt sich aus drei schlichten Baukörpern mit Flachdächern zusammen: Die Fahrzeughalle ist dem Vorplatz zugewandt, der auch als Zufahrt dient. In Richtung Dorfausgang schließt daran ein zweistöckiger Mannschaftsbereich an. Auf der von der Straße abgewandten Talseite befindet sich ein seitlich angesetzter Schlauchtrockenturm. Die Baukörper sind leicht gestaffelt, der Turm überragt das Gebäude gerade genug, um als solcher erkennbar zu sein.
Im Erdgeschoss sind neben der Fahrzeughalle ein Funk- und Kommandoraum sowie die Umkleiden und Sanitärräume untergebracht. Hinter einem großen Panoramafenster im Obergeschoss liegen ein Schulungsraum, das Dorfarchiv und ein Büro. In den Innenräumen sind abgehängte Decken, Boden, Wände und sogar Türen und Fensterrahmen in Holz in einem einheitlichen, hellen Honigton gehalten.
Großzügige Verglasungen und geschlossene Fassaden mit einer vertikalen Weißtannenschalung bilden die Hülle des Feurwehrhauses. Durch eine dem Gasthaus zugewandte Glasfront lassen sich die Feuerwehrfahrzeuge bewundern, und der Schlauchturm ist bei Dunkelheit von Weitem durch seine hinterleuchtete Glasfassade in Richtung Tal sichtbar. Die Ausstattung der Gebäudehülle entspricht dem Niedrigenergiehaus-Standard.
Brandschutz
Sockel und Keller des Feuerwehrhauses sind aus Stahlbeton. Darauf
ruhen Wände in Massivkonstruktion aus verleimtem Vollholz. Die
Decken bestehen aus Holzkastenelementen. Dafür wurden Leimbinder
ober- und unterseitig mit bis zu 6 cm dicken Sperrholzplatten
beplankt. Im Inneren der Fahrzeughalle blieben diese Platten
unverkleidet und bilden die sichtbare Deckenfläche.
Um die für die Halle geforderte Feuerwiderstandsdauer von 60 Minuten zu erreichen, wurden die Querschnitte der tragenden Holzkonstruktion auf der Grundlage von Abbrandberechnungen dimensioniert. Da die Massivholzwände außerdem einen Raumabschluss bilden, muss die Konstruktion rauchdicht sein. Um dies zu gewährleisten, wurden zwischen die einzelnen, miteinander verleimten Hölzer zusätzlich Holzlatten mit einem Querschnitt von 4 x 4 cm als sogenannte Fremdfedern eingenutet.
Alle Hölzer für den Innenausbau blieben unbehandelt und
unverkleidet. Kompensiert werden Abweichungen wie die fehlende
Brandschutzbekleidung brennbarer Baustoffe durch
eine Brandmeldeanlage. (Auch in Österreich gilt die
Norm EN 13501 Klassifizierung von Bauprodukten und Bauarten zu
ihrem Brandverhalten.)
Bautafel
Architekten: Dietrich | Untertrifaller Architekten, Bregenz
Projektbeteiligte: Mader Flatz, Bregenz (Statik Beton); Merz Kley, Dornbirn (Statik Holz); Pflügl Roth, Bregenz (Haustechnik)
Bauherr: Gemeinde Sulzberg
Fertigstellung: 2010
Standort: Hagen 178, A-6934 Sulzberg-Thal
Bildnachweis: Bruno Klomfar für Dietrich | Untertrifaller Architekten, Bregenz
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