Energiefabrik in Neuenstadt am Kocher

Wärmepumpe, Blockheizkraftwerk und Photovoltaik

Dass nicht nur kleine Wohnhäuser, sondern auch Gewerbebauten stromautark sein können, beweist ein Büro- und Produktionsgebäude im baden-württembergischen Neuenstadt am Kocher. Die Energiefabrik EnFa mit rund 600 Quadratmetern Büro- und 350 Quadratmetern Produktionsfläche kommt ganz ohne Anschluss an das öffentliche Stromnetz aus und nutzt ausschließlich erneuerbare Energien zur Erzeugung von Strom und Wärme.

Das Flachdach und die Fassade des Obergeschosses sind mit Photovoltaik-Modulen verkleidet
Das Energiekonzept des stromautarken Gebäudes als Schema
Fassadedetail mit Photovoltaik-Elementen

Bauherr und Nutzer des Gebäudes ist das auf Energietechnik spezialisierte Unternehmen Widmann, das Solaranlagen zur Strom- und Wärmegewinnung produziert; entworfen wurde es von Weller Architekten aus Langebrettach, die Werkplanung stammt vom Büro Riemer Planung aus Heilbronn. Die Architekten schufen einen lang gestreckten, zweigeschossigen Stahlbetonskelettbau, dessen Obergeschoss sie komplett mit Photovoltaik-Modulen verkleideten. Lediglich ein langes Fensterband ist davon ausgespart.

Energiekonzept

Strom und Wärme für das Gebäude stammen von einer Photovoltaik-Anlage und einem Blockheizkraftwerk (BHKW). Die Solar-Module sind sowohl auf dem Flachdach als auch an den Fassaden angebracht und erzeugen rund 85.000 Kilowattstunden pro Jahr. Die Elemente mit einer Leistung von insgesamt 112 kWp weisen in alle Himmelsrichtungen und stellen damit eine gleichmäßige Stromerzeugung über den ganzen Tag hinweg sicher. Der Strom fließt, sofern er nicht direkt im Haus verbraucht wird, in eine 60-Kilowatt-Wärmepumpe, die das Gebäude kühlt und heizt. Erzeugt die Anlage darüber hinaus Strom, speist sie diesen in eine Blei-Gel-Batterie mit 400 kW Speicherkapazität ein.

Wenn im Winter nicht genügend Solarstrom produziert werden kann, springt das Blockheizkraftwerk ein. Es hat eine elektrische Leistung von 20 kW und eine thermische Leistung von 40 kW und wird mit Biogas betrieben. Ein weiteres Blockheizkraftwerk mit gleicher Leistung steht als Back-Up-System zur Verfügung. Diese Sicherheit, mit der im Notfall größere Fluktuationen in Erzeugung und Verbrauch ausgeglichen werden können, würde überflüssig, wenn – wie geplant – irgendwann einmal ein Netzwerk mehrerer autarker Gebäude existiert. Der gemeinsame Einsatz von Wärmepumpe und Blockheizkraftwerk schafft eine flexible Energieversorgung, die die Betriebslaufzeit des BHKW mit seinen höheren Stromherstellungskosten minimiert, da als erstes immer die weniger Strom verbrauchende Wärmepumpe anspringt.

Die zu dem autarken System passende Haustechnik hat der Bauherr selbst entwickelt. Ein computergesteuertes Energiemanagementsystem optimiert die Produktion, die Verteilung und den Verbrauch der Energie. Und weil der Strombedarf des Gebäudes mit geschätzten 50.000 Kilowattstunden niedriger ist, als die durchschnittliche Leistung der Photovoltaik-Anlage, konnten an das System noch drei Elektrotankstellen für die  firmeneigenen Autos angeschlossen werden.

Bautafel

Architekten: Weller Architekten, Langebrettach (Entwurfsplanung); Riemer Planung, Heilbronn (Werkplanung)
Projektbeteiligte:
Thomas Erbe, Heilbronn (Tragwerksplanung); Widmann Energietechnik, Neuenstadt am Kocher (Energieplanung); Gustav Buck, Bad Wimpfen (Bauleistung Beton und Stahlbeton); New Energy Solutions, Neuenstadt (Gebäudetechnik/Heizung/Sanitär)
Bauherr:
Widmann Energietechnik, Neuenstadt am Kocher
Fertigstellung:
2014
Standort:
Wilhelm Maybach-Straße 5, 74196 Neuenstadt am Kocher
Bildnachweis: Bernd Ortwein für Riemer Planung, Heilbronn und Widmann Energietechnik, Neuenstadt am Kocher

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