Baualtersstufe der 20er und 30er Jahre

Zu Beginn der 1920er-Jahre findet eine deutliche Abkehr vom reich verzierten Stil der Gründerzeit statt. Daneben erfordern veränderte wirtschaftliche und soziale Verhältnisse auch veränderte Wohnformen.

Die Farbgebung verlieh der zwischen 1926 und 1931 erbaunten Waldsiedlung Onkel Toms Hütte in Berlin-Zehlendorf den Namen Papageiensiedlung, Architekten: nach Plänen der Architekten Bruno Taut, Hugo Häring und Otto Rudolf Salvisberg.
Das 1930 von Otto Häsler für den Direktor des Celler Gymnasiusms Ernestinum entworfene Haus wird heute als Galerie genutzt.
Leuchtend sind auch die Farben der Siedlung Italienischer Garten in Celle, 1924 bis 1926 erbaut nach Plänen des Architekten Otto Haesler.

Die Wohnhäuser der 20er und 30er Jahre, vor allem die Wohnsiedlungen ehemaliger Stadtrandgebiete zeigen deutlich kleinere Wohnungen und Grundrisse als Wohnhäuser der Jahrhundertwende.
Die Wandquerschnitte sind oft stark minimiert, auch sind Ziegel nicht mehr allein vorherrschendes Wandbaumaterial, sondern verstärkt werden Bims oder Bimshohlblocksteine eingesetzt. Die reich verzierten Stuckfassaden sind einfachen Putzfassaden gewichen. Holzbalken dienen nach wie vor als Tragelement der Geschossdecken. Die Beheizung der Räume erfolgt über Einzelöfen.
WC und kleines Bad befinden sich vorwiegend in der Wohnung. Die Kellerwände bestehen vielfach aus Stampfbeton, haben oft aber nur unter der Kellerdecke eine Sperre gegen Feuchtigkeit.

Was muss besonders beachtet werden?

  • Sanierungsschwerpunkt dieser Gebäude sind die Verbesserung von Wärme- und Schallschutz, die Fassadensanierung, die Erneuerung der Dacheindeckung, die Sanierung von Feuchtigkeitsschäden im Keller- und Sockelbereich sowie die Erneuerung der Haustechnik.

  • Die teilweise sehr beengten Wohnungszuschnitte mit ihren sehr kleinen Bädern erfordern viel Geschick bei der Überarbeitung der Wohnungsgrundrisse.

  • Die schlichten Fassaden leben von dem spannungsreichen Wechselspiel mit den historischen Sprossenfenstern. Bei der Sanierung der Fenster ist deshalb viel Fingerspritzengefühl für die Gestaltung mit den neuen, in aller Regel größeren Materialstärken erforderlich.

  • Als Folge der oft sparsamen Bauweise sind Schall- und Wärmeschutz oft unzureichend.

  • Moderne Gestaltungsprinzipien dieser Bauzeit verlangen neue statische Konstruktionen mit bisweilen experimentellem Charakter. Häufig werden eingebundene Stahlträger verwendet um frei auskragende Konstruktionen zu schaffen. Diese Stahlträger sind besonders sorgfältig auf Korrosionsschäden zu untersuchen.
Typische Merkmale
  • Außenwände aus Ziegel- oder Bimsmauerwerk
  • Wandstärken zwischen 25 und 38 cm
  • Bisweilen Materialexperimente mit Stampfbeton oder Schlackensteinen
  • Gestaltung teilweise traditionell, überwiegend jedoch modern
  • Stahlbetondecken teilweise extrem dünn
  • Geringer Schall- und Wärmeschutz
  • Statische gewagte Sonderkonstruktion, z.B. Eckfenster und auskragende Bauteile
Typische Schadensbilder und Mängel
Außenwände
  • Durchfeuchtung von Kellerwänden und Erdgeschosswänden wegen fehlender Abdichtung
  • Risse und Fugen in tragenden Außenbauteilen, vor allem auch an Balkonen und Loggien
  • Ungenügender Schall- und Wärmeschutz
Innenwände
  • Ungenügender Schallschutz von Wohnungstrennwänden aufgrund geringer Wandstärken
  • Unzureichender Wärmeschutz von Treppenhauswänden
  • Geringe Festigkeit und geringer Verbund von Innenwänden aus großformatigen Bauplatten
Außenwandbekleidung
  • Putzschäden in Form von Rissen und Abplatzungen im Sockelbereich
  • Mangelnder Wärmeschutz von Außenwänden
  • Mangelnder Feuchteschutz von Außenwänden, z.B. durch fehlende Metallabdeckungen von Wandvorsprüngen
Fenster, Außentüren
  • Fäulnisschäden und Undichtigkeiten an Blend- und Flügelrahmen
  • Schäden an Roll- und Klappläden
  • Ungenügender Schall- und Wärmeschutz von Fenstern und Türen
Dach
  • Tierischer und pflanzlicher Schädlingsbefall an tragenden Holzteilen
  • Undichtigkeit durch schadhafte Eindeckung, fehlende Unterspannbahn sowie schadhafte Dachrinnen und Fallrohre
  • Unzureichende Wärmedämmung
Geschossdecken
  • Durchbiegungen von unterdimensionierten Holzbalkendecken
  • Schwammbefall und Fäulnisschäden an Deckenbalken durch eindringende Feuchtigkeit
  • Korrosionsschäden an Stahlträgern im Kellergeschoss und bei auskragenden Bauteilen
Fußböden, Innentüren
  • Ausgetretene Bodenbeläge
  • Fäulnisschäden an Lagerhölzern von Erdgeschossdecken
  • Undichte, verzogene Innentüren
Geschosstreppen
  • Ausgetretene und beschädigte Treppenbeläge
  • Fäulnisschäden und Schwammbefall an Holztreppen
  • Mangelnder Brandschutz und mangelnder Trittschallschutz der Treppen
Sanitärinstallation
  • Sanitärinstallation in technisch schlechtem Zustand
  • Unterdimensionierte Hausanschlüsse
  • Sehr beengte Raumverhältnisse bei Bad, WC und Küche
Heizung
  • Fehlende Zentralheizung
  • Versottene Kaminzüge
  • Unsachgemäße Nachinstallation von Einzelheizungen
Elektroinstallation
  • Unzureichende technische Ausführung der Elektroinstallation, oft ohne Schutzleiter
  • Ungenügende Unterverteilung und Absicherung
  • Unterdimensionierte Hausanschlüsse
Modernisierungsschwerpunkte
  • Abdichtung von Kelleraußenwänden gegen eindringende Feuchtigkeit
  • Verbesserung der Wärmedämmung von Außenwänden
  • Abdichtung von Außenwänden gegen aufsteigende Feuchtigkeit
  • Vergrößerung vorhandener Badezimmer
  • Verbesserung des Schallschutzes vorhandener Innenwände
  • Verbesserung des Schallschutzes von Decken
  • Verbesserung der Wärmedämmung von Dächern
  • Reparatur beziehungsweise Erneuerung der Dacheindeckung
  • Reparatur des Dachstuhls
  • Erneuerung der Fenster durch neue Fenster mit Isolierverglasung
  • Erneuerung der Haustechnik