Alterswohnungen Sonnenhof in Wil

Fassadenkleid aus grün glasierten, konkav geformten Fliesen

Auch in der Schweiz steigt die Anzahl älterer Menschen und damit der Bedarf an altersgerechtem, barrierefreiem Wohnraum. In Wil bietet nun ein Neubau mit 26 Wohnungen die Möglichkeit, selbstbestimmt und eigenständig zu leben. Das Alterszentrum Sonnenhof entstand nach Plänen von Michael Meier und Marius Hug Architekten aus Zürich und ergänzt eine Anlage mit bislang 17 Seniorenwohnungen.

Hinter den Fassaden mit dunkelgrünen Keramikfliesen verbergen sich 26 Wohnungen
Jede Wohnung ist nach zwei Seiten ausgerichtet
Das Gebäude steht am Rand eines nach Südwesten abfallenden Hanggrundstücks

Das fünfgeschossige Haus steht am Rand eines nach Südwesten abfallenden, parkartigen Hanggrundstücks. Dem Geländeverlauf folgend, organisierten es die Architekten als Split-Level. Der Zugang erfolgt ebenerdig vom Ulrich-Hilber-Weg am Fuß des Hangs. Im Erdgeschoss bietet eine Wegverbindung den Anschluss an den Gemeinschaftstrakt des bestehenden Alterszentrums.

Die Regelgeschosse des Neubaus verfügen über zwei Zweieinhalb- und vier Dreieinhalb-Zimmer-Wohnungen. Je drei sind um ein halbes Geschoss versetzt um ein zentrales Treppenhaus herum angeordnet und teilen sich ein Podest. Von hier gelangen die Bewohner zunächst in den Eingangsbereich, wo Einbauschränke und Abstellkammern viel Stauraum bieten. Ein Flur führt an den Schlafzimmern vorbei in den großzügigen Wohnraum mit integrierter Küche und angeschlossenem Balkon. Dieser orientiert sich wie die Wohnungen jeweils nach zwei Seiten und bietet viele Sichtbeziehungen: Richtung Südosten liegen die Alpen in der Ferne, nach Norden der Stadtpark und die Altstadt. Den besten Blick gewährt die Dachterrasse, die als Gemeinschaftsfläche allen Bewohnern offen steht und mit Sitzgelegenheiten und Hochbeeten ausgestattet ist. Weitere Sitzgelegenheiten stehen vor dem Haus sowie auf dem Freisitz vor der Waschküche.

Die Wohnungen sind hell und freundlich gestaltet. Den Hintergrund bilden lasierte Sichtbetondecken, weiß gestrichene Glasfasertapeten an den Wänden und Eichenholzparkett auf dem Boden. Aus Eiche sind auch die Wohnungseingangstüren und die Küchenfronten gefertigt, die grünliche Arbeitsplatte besteht aus Naturstein. Die brünierten Messinggriffe entwarfen die Architekten selbst. Im Treppenhaus und den öffentlichen Bereichen ist Sichtbeton das vorherrschende Material. Dazu kommt ein rötlicher Plattenbelag aus Kunststein. Der Rotton des Bodens taucht in den gemalten Etagennummern auf den Sichtbetonwänden wieder auf. Im Gegensatz zu den hellen Innenräumen ist die mehrfach geknickte Fassade mit dunkelgrünen Keramikplatten verkleidet. Sie sorgen dafür, dass sich das kompakte Gebäude recht unauffällig in die baumbestandene Umgebung fügt.

Fliesen und Platten
Schon früh in ihrem Entwurf hatten die Architekten eine gerippte Keramikfassade vorgesehen, deren Farbgebung der umliegenden Natur entsprechen sollte. Gewünscht war ein Erscheinungsbild, wie sie ältere Fliesen aufweisen: inklusive der Tiefe der Farbe und der lebendigen Struktur. Die Form der eigens angefertigten, glänzend grün glasierten Keramikelemente entwickelten die Architekten gemeinsam mit dem Hersteller. Um Balkonbrüstungen, -stürze und Ecken sauber ausführen zu können, wurden fünf verschiedene Varianten der 126 x 300 mm großen Keramikfliesen gefertigt.

Die Befestigung erfolgte mit einem dünnen Kleber auf dem darunterliegenden Wärmedämmverbundsystem (WDVS). Im Einzelnen setzt sich der Wandaufbau wie folgt zusammen: Auf den mehrheitlich aus Backstein errichteten Außenwänden wurde eine Dämmung verklebt und verankert, anschließend ein Armierungsmörtel mit eingelegtem Glasfasergewebe aufgetragen und dann die konkav geformten Keramikelemente in einem regelmäßigen Verband mit halbem Versatz verklebt. Das Verlegemuster ergibt ein ruhiges Fugenbild mit vertikaler Ausrichtung, das durch die senkrecht angeordneten Fensterbänder noch hervorgehoben wird. Gleichzeitig sorgen die Fliesen für die gewünschte Massivität des Baukörpers, die ebenfalls gefliesten Fensterlaibungen unterstützen diese Wirkung.

Bautafel

Architekten: Michael Meier und Marius Hug Architekten, Zürich
Projektbeteiligte: Kielholz + Partner, Wil (Tragwerksplanung); Schmid Landschaftsarchitekten, Zürich (Landschaftsarchitekten); Philippin Plattenbeläge, Wil (Naturstein und Plattenbeläge); Mosa, Maastrich (Glasierte Steingutfliesen); Wasu Baukeramik, Fischingen (Kunststeinboden); Altwegg Systeme, Kloten (Kompaktfassade WDVS mit Keramikverkleidung); Deutsche Steinzeug Schweiz / Agrob Buchtal, Hergiswil (Keramikplatten)
Bauherr: Genosschenschaft für Alterswohnungen Wil, Baukommission Benignus Beck, Bruno Gähwiler, Hans Osterwald
Standort: Haldenstraße 16a, 9500 Wil, Schweiz
Fertigstellung: 2014
Bildnachweis: Roman Keller, Zürich

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