Alpine Schutzhütte in Slowenien

Biwak auf dem Berg Skuta in den Kalkalpen

Extremen Wetterbedingungen vermag die Hütte zu trotzen
Verglaste Giebelseiten ermöglichen den Ausblick auf die beeindruckende Bergwelt
Um in die umgebende Natur so wenig wie möglich einzugreifen, wurde das Gebäude mit einer leichten Konstruktion auf dem felsigen Grund verankert

In Grenzgebieten haben alle Orte zwei Namen. Die südlichen Kalkalpen gehören teilweise zu Österreich und teilweise zu Slowenien und werden darum Steiner und Kamniker Alpen genannt. Auf der slowenischen Seite erhebt sich der Berg Skuta 2.532 Meter in die Höhe. Etwas unterhalb des Gipfels stand rund 50 Jahre eine mit Blech verkleidete Schutzhütte für Bergsteiger, die jüngst durch ein dreiteiliges Bauwerk der Architekten Rok Oman und Spela Videcnik vom slowenischen Büro OFIS ersetzt wurde. Sie entwickelten es gemeinsam mit 13 Studierenden der Harvard Graduate School of Design. Der zur Realisierung ausgewählte Semesterentwurf stammt von Frederick Kim, Katie MacDonald und Erin Pellegrino.

Große Herausforderungen waren das schroffe, felsige und kaum zugängliche Gelände sowie die extremen Wetterbedingungen, denen die Hütte und ihre zeitweiligen Bewohner ausgesetzt sind: heftige Temperaturschwankungen, starker Wind, Schneefall und Lawinenabgänge. Gleichzeitig bestand der Anspruch, aus dem Inneren der Schutzhütte den Ausblick auf die beeindruckende Bergwelt zu ermöglichen. Um in die umgebende Natur so wenig wie möglich einzugreifen, beschloss man, das Gebäude auf dem felsigen Untergrund mit einer leichten Konstruktion zu verankern, die ausreichend festen Halt bietet, aber den Berg kaum tangiert. So wurden die drei Module, aus der sich die Hütte zusammensetzt, auf Stahlplatten gelagert. Mit Epoxitharz gesicherte Stahlpfähle dienen als Fundament auf dem steinigen Boden.

Die dreiteilige Gliederung ist vor allem praktischen Gründen geschuldet. Sie erleichterte den Transport mit Helikoptern erheblich und zoniert außerdem den Innenraum in einen Eingangsbereich mit Kochnische, einen Aufenthalts- und einen Schlafbereich. Die verglasten Giebelseiten – ein Dreischeibensystem, das dem starken Wind und dem Schnee zu trotzen vermag – ermöglichen weite Ausblicke in die imposante Landschaft. Die äußere Hülle, die am stärksten der harschen Witterung ausgesetzt ist, besteht aus nur 13 Millimeter starken, hoch widerstandsfähigen Betonpaneelen; der Innenraum wurde mit Lärchenholz ausgekleidet. Gedämmt wird die Hütte mit einer 20 Zentimeter starken Schicht aus Steinwolle. Die drei vorgefertigten robusten Rahmenkonstruktionen wurden mit Unterstützung der slowenische Armee und der Bergrettung innerhalb eines Tages per Hubschrauber auf den Berg transportiert und vor Ort montiert.

Dach

Die drei annähernd gleich großen Module haben jeweils steile Dächer mit einer gemeinsamen, in Richtung Tal ansteigenden Neigung. Kommt man auf die Hütte zu, kann man durch das Pultdach des ersten Moduls ins Tal blicken und gleichzeitig die beiden folgenden Giebelfelder erkennen. Es scheint, als habe der Firstpfosten im unteren Drittel ein Gelenk und als würde sich der abgeknickte Träger von Modul zu Modul flacher neigen. Die beiden hinteren Module haben an diesem Punkt eine gemeinsame Traufe, jedes jedoch eine andere Firsthöhe. Hinter dem Pultdach des ersten Moduls verbergen sich also zwei Satteldächer. Dieser Dachstruktur mit dem gestaffelten First entspricht im Gebäudeinneren der zweifach abgestufte Boden, der dem Geländeverlauf folgt.

Dach und Seitenwände sind gleich aufgebaut, weil die Module als umlaufende Rahmen konstruiert sind. Von außen nach innen setzen sie sich wie folgt zusammen:

  • 13 mm Glasfaserbetonplatten
  • Unterkonstruktion aus Aluminium (160 x 130 mm)
  • 2 x 4 mm Dampfsperre
  • 160 mm Wärmedämmung aus Steinwolle
  • 40 x 40 mm Holzunterkonstruktion
  • Verkleidung mit Holzplatten aus Lärche

Bautafel

Architekten: OFIS Architekten, Ljubljana, Slowenien mit Frederick Kim, Katie MacDonald, Erin Pellegrino
Projektbeteiligte:
Hanif Kara und Edward Wilkes, AKT II, London (Statik); Milan Sorc, Projecta (Bauphysik); Anze Cokl, Freeapproved (Bautechnik und Beratung); PD Ljubljana Matica, Slowenien (Bauleitung und Koordinierung); Rieder Smart Elements, Maishofen, Österreich (Betonpaneele); Permiz, Slowenien (Bauunternehmen); Bergsteigerabteilung PD Ljubljana Matica, (Vorbereitung des Baugrunds und Mithilfe beim Aufbau); Slowenische Armee (Helikopterflüge); Bergrettungsvereinigung von Slowenien (Unterstützung beim Bau)
Bauherr: PD Ljubljana Matica, Ljubljana, Slowenien
Fertigstellung: 2015
Standort: Berg Skuta in den Kamniker Alpen, Slowenien
Bildnachweis: OTIS Architekten; Anze Cokl, Andrej Gregoric, Nikolaj Gregoric, Janez Martincic

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