Siedlungshäuser der 1930er bis 1960er Jahre modernisieren
Anbauen, umbauen, modernisieren
DVA, München April 2013
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 144 Seiten, 17,0 x 24,0 cm, mit ca. 180 Farbabbildungen und Grundrissen
Preis: 29,99 Euro
ISBN 978-3-421-03908-8
Ein Siedlungshaus wirkt auf den ersten Blick nicht sonderlich
spannend. In der Regel besteht es aus einem einfachen Grundriss,
anderthalb Geschossen mit Satteldach
und einem relativ großen Grundstück mit (Nutz-)Garten. Andererseits
sind Siedlungshäuser meist recht solide gebaut, familientauglich
und häufig zentral gelegen. Inzwischen erkennt man mehr und mehr
das Potenzial der typischen kleinen Häuser mit den Steildächern,
wie der Architekt und Sachverständige Johannes Kottjé in der
Einführung zu seinem Buch Siedlungshäuser der 1930er bis 1960er
Jahre modernisieren feststellt.
Zeitgemäße An- und Umbauten und anspruchsvolle Modernisierungen
können aus den manchmal etwas altbacken wirkenden Häusern moderne
Einfamilienhäuser machen, die, so Kottje, „zeitgemäßes Wohnen und
die wohltuende Schlichtheit ihrer Bauzeit qualitätvoll miteinander
verbinden". Deshalb widmet sich der Autor auf mehr als 140 Seiten
ganz dem Renovieren, An- und Umbauen dieser Bauform, die aus den
Werkssiedlungen der Industrialisierung hervorgegangen ist, wie er
in einem eigenen Kapitel zur Bautypologie erläutert.
Hierzulande stammen die meisten der heute noch bestehenden
Wohngebiete mit Siedlungshäusern aus der Zeit von 1930 bis 1960.
Sie boten während des Zweiten Weltkriegs kinderreichen Familien
oder Umsiedlern ein Dach über dem Kopf und dienten in der
Nachkriegszeit zum Beispiel als neuer Wohnraum für Ausgebombte oder
Flüchtlinge. Auch dabei war – ebenso wie schon zur Zeit der Nutzung
als Werkssiedlungen – von Vorteil, dass sich die dort lebenden
Familien mit einem Garten ums Haus selbst mit frischen
Nahrungsmitteln versorgen konnten. In zahlreichen Abbildungen und
Planzeichnungen stellt Kottjé besonders gelungene Beispiele dafür
vor, wie Siedlungshäuser großzügig umgestaltet und heutigen
energetischen Anforderungen entsprechend „aufgerüstet“ werden
können, ohne sie jedoch ihres ursprünglichen Charakters zu
berauben. Lösungen für die verschiedensten Bedürfnisse werden
dargestellt: Da wird beim Umbau des Elternhauses ein Hühnerstall im
Garten zum Gästezimmer umfunktioniert, ein sehr flaches Satteldach
zum Kubus überbaut, ein markanter, über einem Schwimmteich
schwebender Anbau realisiert oder vorhandenes Fachwerk für die
Statik des Umbaus genutzt.
Abgerundet werden die zahlreichen interessanten Beispiele aus ganz
Deutschland durch Hinweise zur Sanierung von Siedlungshäusern und
ein Verzeichnis der Architekten sowie Fotografen. Sowohl Planer als
auch Handwerker und Bauherren können aus der Zusammenstellung
wertvolle Anregungen gewinnen, wie aus einem „08/15“-Siedlungshaus
ein individuelles Zuhause werden kann, das heutigen Ansprüchen
durchaus gerecht wird.